
Beim Bau von Gebäuden konzentrieren sich Bedarfspläne vor allem auf die Räume: Welche Raumtypen sollen in dem Neu- oder Umbau zu finden sein? Die zu diesen Räumen gehörenden Anforderungen werden in der Regel in einer tabellarischen Übersicht aufgeführt: dem Raumbuch. In diesem Artikel erklären wir genauer, was Raumbücher sind und wie Du sie erstellst.
Was ist ein Raumbuch?
Die Architekten William Peña und Steven Parshall definieren Raumbücher in ihrem Klassiker Problem seeking: an architectural programming primer (2012) als „Mittel und Vorgehensweise für die Definition des ‚Innenbereichs‘ eines Raums, die architektonische, materielle und technische Anforderungen, Mobiliar und relevante Ausstattung einbezieht“.
Üblicherweise werden Raumbücher in der Phase der Bedarfsplanung erstellt, um die Anforderungen der späteren Benutzer des Gebäudes an jeden Raumtyp zu kommunizieren. Hauptsächliche Zielgruppe ist das Planungsteam (Architekten, Innenarchitekten, diverse Ingenieure), dessen Aufgabe die Übertragung des Raumbuchs in handfeste Entwürfe ist.
Der Begriff „Raumbücher“ bezieht sich übrigens nicht nur auf innenliegende Bereiche (Zimmer) eines Gebäudes, sondern umfasst auch offene Räume (wie Großraumbüros), Außenbereiche (zum Beispiel Spielplätze) und Infrastruktur (beispielsweise Zufahrtswege).
Der eigentliche Zweck des Dokuments besteht also darin, alle relevanten Anforderungen eines jeden einzelnen Raumbereiches systematisch aufzuzeichnen.
Warum sind Raumbücher wichtig?
Der wichtigste Grund für die Erstellung eines Raumbuchs ist Kommunikation. Mit einem solch umfassenden und systematisch organisierten Datensatz für Dein Projekt sorgst Du dafür, dass alle Beteiligten genauestens verstehen, was entworfen und geliefert werden soll.
Raumbücher sind also wichtig, damit alle Anforderungen vollständig und einheitlich sind. Wenn Du RB-Vorlagen mit standardisierten Eingabefeldern und Auswahllisten nutzt, bringst Du Deine Bauherren dazu, systematisch über die möglichen Anforderungen für jeden Raum nachzudenken. Das minimiert das Risiko, dass etwas vergessen oder übersehen wird.
Beispiel einer vordefinierten Auswahlliste in BriefBuilder, mit der Du Anforderungen an unterschiedliche Räume ganz einfach und einheitlich definieren kannst.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Raumbücher auch während der Qualitätskontrolle im Entwurfsprozess zum Einsatz kommen können. Besonders mit einer Datenbanksoftware wie BriefBuilder können Projektteams ihre Entwurfsvorschläge methodisch prüfen und mit den im Raumbuch definierten Anforderungen abgleichen. (Hat der Raum Tageslicht? Abgehakt. Gibt es ausreichend Steckdosen? Abgehakt. etc.).
Was sollte im Raumbuch stehen?
Struktur und Detailgrad eines Raumbuchs können sich von Projekt zu Projekt unterscheiden. Bei Wohnungsbauprojekten ist der Aufbau meist recht simpel und dreht sich hauptsächlich um Größen und Mengen, während Raumbücher für Labore und Reinräume berüchtigt für ihren großen Umfang sind (z. B. mit Vorgaben zur Luftdichtheit oder der zulässigen Anzahl an Partikeln pro m³ Luft). Ganz generell umfassen Raumbücher die folgenden Themenbereiche:
Angedachte Nutzung: Erläuterung des funktionalen Zwecks eines Raums.
Räumliche Anforderungen: Wie viele Räume dieses Typs benötigt werden und Anforderungen zu Größen und Dimensionen.
Sicherheitszonen: Angabe, in welcher Sicherheitszone ein Raum verortet sein sollte (z. B. öffentlicher oder teilweise öffentlicher Raum).
Innenraumklima: Quantitative Anforderungen an Raumakustik (z. B. Nachhallzeit), thermischen Komfort (z. B. Temperaturstufe), visuellen Komfort (z. B. Tageslicht) und Luftqualität (z. B. Frischluft pro Person).
Angrenzende Bereiche: Kennzeichnung, wie ein Raum in Relation zu anderen Bereichen gelegen sein soll.
Oberflächen: Funktionale Angabe der Ausführung von Boden-, Wand- und Deckenoberflächen (z. B. in Bezug auf Rutschfestigkeit oder einfache Reinigung).
TGA: Überblick aller mechanischen Elemente (wie Gasausgänge), elektrischen Elemente (wie Steckdosen) und Sanitärvorrichtungen (wie Waschbecken), die sich in einem Raum befinden müssen.
Inventar/Ausrüstung : Welches Inventar (z. B. Möbel) und Equipment (z. B. ein Computertomograph) im jeweiligen Raum platziert werden soll.
Zusätzlich zu diesen Themen können sich im Raumbuch gegebenenfalls auch Zimmernummern, Diagramme, Referenzbilder, Klassifizierungen und relevante Normen und Standards wiederfinden.
Raumbücher können Erläuterungen sowie quantitative Anforderungen (Größe, Temperaturstufe, etc.) und visuelle Daten wie Referenzbilder und Diagramme enthalten.
Wie die Entwicklung eines Raumbuchs abläuft
Zuallererst brauchst Du eine Liste aller Raumtypen für Dein Projekt. Diese muss nicht unbedingt vollständig sein, sollte aber alle Raumtypen enthalten, die eine wichtige Rolle für die Funktionalität des Gebäudes spielen.
Sobald Deine Liste fertig ist, kannst Du anfangen, sie mit Anforderungen zu „befüllen“. Diejenigen, die das Gebäude später bewohnen oder nutzen, sollten dabei im Idealfall miteinbezogen werden: Lehrer und Schüler für Klassenräume, Pflegekräfte und Patienten für Krankenhauszimmer und so weiter. Denn diese Personen haben viel praktische Erfahrung mit solchen Räumen und wissen, worauf es dabei wirklich ankommt. Du kannst diese Gruppe zum Beispiel im Rahmen von Workshops, Interviews oder Fokusgruppen einbinden. Und auch, wenn das erst mal zeitraubend klingt: Der wertvolle Input wird sich bezahlt machen.
Zusätzlich ist es auch lohnenswert, Menschen vom Gebäudemanagement und der Immobilienverwaltung mit ins Boot zu holen. Sie haben mit großer Sicherheit viele weitere praktische Anforderungen an Instandhaltung, Reinigung und Sicherheit.
Und dann gibt es noch Normen und Standards, die Du ebenfalls berücksichtigen kannst. Dazu zählen beispielsweise interne Unterbringungsstandards (die sich häufig auf die Quadratmeterzahl beziehen), externe Standards (wie DIN-Standards zum Innenraumklima), Design-Handbücher für spezifische Gebäudearten und Post-Occupancy-Evaluations anderer Projekte.
Sobald alle relevanten Anforderungen niedergeschrieben sind, sollten RBs unbedingt von den internen Stakeholdern des Projekts geprüft werden, damit alles stimmig und vollständig ist. Auch das Planungsteam sollte dabei einbezogen werden, denn sie sind diejenigen, die später damit arbeiten werden.
Design-Verifizierung
Während des Entwurfsprozesses sollten mehrere Verifizierungen stattfinden, normalerweise eine pro Entwurfsphase. Dabei prüfen Bauherr und Planungsteam systematisch, ob die Entwürfe die definierten Anforderungen erfüllen.
Während der unterschiedlichen Entwurfsphasen sollten verschiedene Arten von Anforderungen geprüft werden. In der Konzeptionierungsphase bietet es sich an, den Fokus der Verifizierung auf grundlegende Themen wie die Anzahl der Räume, Größen, angrenzende Bereiche und den Zugang zu Tageslicht zu legen. Wenn es in die Detailplanung geht, sollten zusätzlich auch technischere Angelegenheiten wie die Raumakustik Teil des Verifizierungsprozesses sein. In der Phase des technischen Entwurfs kann der Schwerpunkt dann auf eher praktische Aspekte wie die Platzierung der Ausstattung und Installationen verlagert werden.
Bei alledem ist es wichtig, das Raumbuch nicht als in Stein gemeißelt zu betrachten. Egal, wie viel Mühe Du in das Raumbuch investierst, es wird immer Änderungen geben. Zum Beispiel ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich einige der Anforderungen während der Verifizierung durch das Planungsteam als nicht erfüllbar herausstellen (etwa durch begrenzte Budgets oder bestimmte technische Optionen, für die man sich entscheidet). Dann müssen die Anforderungen angepasst werden. Für den Umgang mit solchen Änderungen ist es empfehlenswert, schon im Voraus einen Change-Management-Prozess festzulegen. So sorgst Du dafür, dass bei Änderungen immer bewertet wird, wie sich diese auf Budget, Planung und Qualität auswirken.
Beispiel für Verifizierungen in BriefBuilder. Du kannst für jede Anforderung festlegen, ob sie erfüllt wurde oder nicht.
Format
Raumbücher werden klassischerweise entweder in Word oder Excel angelegt – was wenig überraschend ist, denn damit kennt sich jeder aus. Jedoch ist diese Vorgehensweise bei komplexen Programmen mit vielen Anforderungen zeitaufwendig und fehleranfällig, weil dabei jede Menge Daten von Hand eingetragen werden müssen.
Die Alternative dazu ist, Raumbücher in einer extra dafür ausgelegten Online-Datenbank festzuhalten. Genau das kannst Du mit BriefBuilder tun! Die standardisierten, digitalen Vorlagen machen es Dir besonders leicht, Anforderungen zu definieren und Änderungen und Verifizierungen zu verwalten. Außerdem kannst Du Deine Daten auch mit den BIM-Tools Deines Planungsteams verknüpfen.
Mit einer Online-Datenbank arbeiten alle Beteiligten immer mit denselben Daten: Alle Anforderungen der Räume werden zentral an einem Ort für alle erfasst, analysiert und verwaltet. Oder wie Softwareingenieure gerne sagen: Es gibt eine „Single Source of Truth“.
Andere Datenblätter
Genau wie für Räume kannst Du auch für die Systeme und Elemente des Gebäudes Datenblätter erstellen.
Bodenbeläge sind dafür ein gutes Beispiel. Wie bereits erwähnt, kannst Du mithilfe eines RBs definieren, welcher Bodenbelag im Raum verlegt werden soll. Dieser bringt jedoch gegebenenfalls seinen eigenen Anforderungskatalog mit – z. B. Rutschfestigkeit, einfache Reinigung, Recyclingfähigkeit, Garantien, die Nutzung ungiftiger Materialien oder Wasserfestigkeit.
Für solche Anforderungen kannst Du eigene Datenblätter mit eigenem, konkretem Schwerpunkt erstellen und diese mit Deinen RBs verknüpfen.
Beispiel eines Datenblatts für einen Bodenbelag.
Zusammengefasst
Raumbücher sind systematische Übersichten der Anforderungen aller Räume eines Gebäudes. Sie spielen bei der erfolgreichen Planung und Umsetzung von Bauprojekten eine wichtige Rolle. Indem sie dafür sorgen, dass relevante Anforderungen klar kommuniziert werden, erleichtern sie die Qualitätskontrolle, Kommunikation, Verifizierung der Entwürfe und einen problemlosen Umgang mit Änderungen. Kurz gesagt sorgst Du mit Raumbüchern also dafür, dass das Gebäude die Bedarfe der späteren Benutzer erfüllt.
Du möchtest wissen, wie Du mit BriefBuilder ganz einfach Raumbücher erstellen und verwalten kannst? Dann frag uns gerne hier nach einer kostenlosen Testversion und/oder kontaktiere unsere Experten..
EMPFEHLUNGEN
Finde den richtigen Detailgrad: Achte auf Vollständigkeit, aber ohne Dich zu sehr in Details zu verlieren. Beispiel: Es macht Sinn, die Steckdosen für einen Raum anzugeben, aber es ist wahrscheinlich nicht notwendig, die Kabelführung und Schaltung weiter auszuführen.
Verifiziere die Anforderungserfüllung : Statte jede Anforderung mit einer Möglichkeit zur Verifizierung aus, damit Du Dein Raumbuch beim Abgleich der Entwürfe mit den definierten Anforderungen als Referenz nutzen kannst.
Steuere Anforderungsänderungen: Setze einen Change-Management-Prozess auf, damit alle Stakeholder über jegliche Änderungen und deren Auswirkungen informiert sind.
Markiere Abweichungen: Hebe jegliche Anforderungen deutlich hervor, die von Standardanforderungen abweichen, denn solche erfordern während des Entwurfsprozesses oft weiterführende Überlegungen.
Setze Standards: Erfinde das Rad nicht bei jedem Projekt neu. Erstelle Raumbücher, die Du einfach quer durch Deine Projekte nutzen und wiederverwenden kannst.
Verknüpfe Deine Anforderungen mit BIM-Modellen: Verbinde Deine Raumbücher mit dem BIM-Modell des Planungsteams, damit alle Beteiligten die Anforderungen bestmöglich verstehen und diese leichter verifiziert werden können.
Beispiel eines Raumbuchs, das mit einem Raum auf einem Grundriss verknüpft ist.