Anforderungen standardisieren

Bedarfspläne sehen für jedes Projekt ein wenig anders aus, weil es jedes Mal andere Besonderheiten in Hinsicht auf den Standort, das Budget und die spezifischen Bedarfe der Stakeholder zu beachten gibt. Und trotzdem ähneln sich viele Raumprogramme in Sachen Struktur und Inhalt stark. Das bietet viel Potenzial für Standardisierung.

Am leichtesten lassen sich Standards für Projekte derselben Art festlegen. Beispielsweise bei Schulen werden die Anforderungen an das Innenraumklima im Bedarfsplan zwischen einem Projekt und dem nächsten nicht großartig voneinander abweichen. Dasselbe gilt für Hygieneanforderungen in Krankenhäusern oder Sicherheitsanforderungen in Tunnelbauten. Aber auch in Raumprogrammen für „Einmalprojekte“ wie Museen oder Opernhäuser wirst Du viele sich ähnelnde Anforderungen zu praktischen Themen wie Barrierefreiheit, Reinigung oder Instandhaltung finden.

Insbesondere für professionelle Bauherren bietet die Einführung von Standardanforderungen eine Menge Potenzial. Standardisierung macht die Entwicklung von Raumprogrammen leichter und schneller. Außerdem sorgst Du damit für mehr Einheitlichkeit zwischen Deinen Projekten, was besonders für wiederkehrende Kunden interessant ist, die ähnliche Bauten errichten (oder renovieren) wollen. Dank Standardanforderungen werden Projekte zudem vorhersehbarer, was das Risiko für überzogene Budgets und Verzögerungen senkt.

Mit Anforderungsmanagement-Tools wie BriefBuilder können Anforderungen an zentraler Stelle und mit System erfasst und verwaltet werden, was die Arbeit mit standardisierten Anforderungen erleichtert. Wichtige Funktionen dafür sind eine Versionskontrolle, die Möglichkeit der Nachverfolgung von Änderungen und einheitliche Formate für Anforderungen. Auch der Onlinezugriff ist ein wichtiges Feature, damit jeder immer verlässlich mit der neuesten Version arbeiten kann.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Du Anforderungen standardisieren kannst.

The first one is to create a requirements template Die erste ist die Erstellung von Anforderungsvorlagen für bestimmte Projekttypen, die bei jedem neuen Projekt im Ganzen kopiert werden können. Nach dem Kopiervorgang kann das Template dann auf das jeweilige Projekt zugeschnitten werden, indem z. B. die Anzahl der Räume angepasst wird, die ausformulierten Designprinzipien verfeinert und Besonderheiten des Standorts hinzugefügt werden.

The second approach is to work with a requirements libraryDer zweite Ansatz ist die Nutzung eines Anforderungsverzeichnisses: Du erstellst ein Modell, das standardisierte Raumtypen (z. B. gemeinschaftlich genutzte Räume wie Toiletten und Meetingräume) und technische Objekte (z. B. grundlegende Elemente wie Zutrittssysteme und Steckdosen) enthält. Aus diesem Verzeichnis lassen sich dann alle für das Projekt relevanten Räume und Objekte zusammentragen, um am Ende ein maßgeschneidertes Raumprogramm zu ergeben.

Welche Option am besten funktioniert, hängt vom Grad der Ähnlichkeit Deiner Projekte ab. Wenn mindestens 80 % der Projektanforderungen in der Regel immer gleich bleiben, sind Anforderungsvorlagen die beste Wahl. Wenn die Überschneidungen weniger als 80 % betragen, passt das Anforderungsverzeichnis wahrscheinlich besser.

In jedem Fall ist es wichtig, einen „Owner“ für die Verantwortung der Qualitätskontrolle Deiner Standardanforderungen festzulegen. So verhinderst du, dass fehlerhafte Anforderungen immer wieder in Projekten auftauchen. Diese Person wird meist „Anforderungsmanager“ oder „Requirements Engineer“ genannt. Die Person oder das Team in dieser wichtigen Rolle sorgt dafür, dass Anforderungen immer aktuell und genau sind und Branchenstandards erfüllen.

Wenn Du also den vollen Nutzen aus standardisierten Anforderungen ziehen möchtest, solltest Du sowohl die richtigen Inhalte, als auch entsprechende Tools und organisatorische Strukturen im Blick haben.

Du möchtest mehr erfahren? Dann kontaktiere unsgerne – wir kennen uns damit aus.

EMPFEHLUNGEN FÜR PROZESSE & ORGANISATION

  • Verantwortlichkeiten: Achte darauf, dass es einen „Requirements Owner“ als verantwortliche Person für Deine Standards gibt.
  • Umfang: Standardisiere nicht zu viel. Hauptsächlich eignen sich technische Anforderungen für die Standardisierung.
  • Evaluation: Werte aus, wie die Standards in Deinen Projekten genutzt werden. Werden sie entsprechend verstanden und als relevant wahrgenommen?
  • Änderungen: Entwickle einen Prozess für Änderungsanfragen zu den Anforderungen.
  • Optimierung: Stelle sicher, dass die Anforderungen auf Basis von Benutzerfeedback und Projektauswertungen kontinuierlich optimiert werden.
  • Anwendbarkeit: Kommuniziere klar und deutlich, wo die Standards anzuwenden sind. Gelten sie zum Beispiel nur für Neubauten oder auch für Umbauprojekte?
  • Status: Beschreibe den Status der Standards eindeutig: Können Standardanforderung an einzelne Projekte angepasst werden oder sind sie „fix“?

EMPFEHLUNGEN ZUR STRUKTURIERUNG

  • Benennung der AnforderungenSorge für eine einheitliche Terminologie. Nutze also beispielsweise nicht den Begriff „Rutschfestigkeit“ in Projekt A, aber „Rutschsicherheit“ in Projekt B.
  • Maßeinheiten: Achte darauf, dass dieselben Anforderungen auch dieselben Maßeinheiten haben. Vermeide zum Beispiel, die Deckenhöhe in Projekt A in Millimeter anzugeben, aber in Projekt B in Meter.
  • Auswahl von Werten: Erstelle möglichst Auswahllisten für Werte. Zum Beispiel kannst Du für die Schlagfestigkeit von Decken ganz einfach mit den vordefinierten Klassen (1A, 2A, 3A) auf Basis einer Norm wie EN 13964:2014 arbeiten.
  • Struktur: Achte darauf, dass Anforderungen sich immer im selben Teil des Modells wiederfinden. Erstelle also zum Beispiel einen extra Modellteil für die elektrotechnischen Systeme des Projekts (z. B. bei Uniclass der Ordner „EF_70 Electrical power and lighting functions“).
  • Klassifizierung: Füge allen technischen Objekten Klassifizierungs-IDs zu (z. B. Uniclass, SfB oder OmniClass). Gib also beispielsweise dem Anforderungsobjekt „Wasserhahn“ den Uniclass-Code „Pr_40_20_87_84“ und achte dann darauf, dass dasselbe im BIM-Modell passiert, damit die Daten vergleichbar bleiben.
  • Normen und Standards: Versuch nicht, das Rad neu zu erfinden. Es gibt bereits jede Menge Normen und Standards für Anforderungen. Orientiere Dich bei Namenskonventionen, Werten, Verifizierungsmethoden und Maßeinheiten nach Möglichkeit an Branchenstandards wie unter anderem ISO, DIN, EN oder BuildingSmart.
  • Verifizierung: Erstelle nicht nur für Deine Anforderungen Standards, sondern auch für deren Verifizierung. Dafür solltest Du standardmäßige Verifizierungsmethoden (z. B. Simulationen, Kalkulationen, Dokumentenprüfung, ...) und -phasen festlegen.